INTERNATIONALER KAFFEETAG AM 1. OKTOBER 2021: CHANCE FÜR KONSUMENTEN ZUR VERÄNDERUNG?

Eigentümerkonsumenten krempeln die Ärmel hoch und kaufen Kaffee direktest

Wir leben in Zeiten der Polarisierung innerhalb der Gesellschaft. Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer, die Mittelschicht steht am Scheideweg. Ein sich auftuendes, neues Hamsterrad das nur wenige Gewinner kennt. Muss das sein? Heute ist internationaler Kaffeetag und wir stellen Euch heute gerne unsere Vision von einer angemessenen Verteilung der Gewinne beim Kaffeehandel vor.

Es geht um nichts Geringeres als selbst aktiv zu werden

Weg mit der ideologischen Brille und hin zu eigenem Handeln. Das für sich hätte nun auch wenig Wirkung und die Menschen tendieren im allgemeinen zwar zu Herdentum, aber eben zu geführtem Herdentum. Genau deshalb gibt es Events wie Internationaler Kaffeetag oder nationaler Kaffeetag. Aktives Handeln allein würde mit diesen Vorzeichen keine Bedeutung haben.

Das eigene Handeln bedarf einiger Vorüberlegungen

  • Die erste Überlegung lautet: Auf welchem Gebiet möchte/kann ich etwas ändern?
  • Existentiell sind dabei buchstäblich Lebensmittel, über die wir sowohl die qualitative als auch die preisliche Kontrolle nahezu vollständig verloren haben.
  • Wir konsumieren täglich alle Arten von Nahrungsmitteln. Gemeinsam sind wir hier stark und sind eine gemeinwohlorientierte Macht.

Denn wir stehen an letzter Stelle in deren Wertschöpfungskette an kumulierten Einnahmen. Nicht umsonst befinden sich sehr viele Veredelungsstufen in Händen der Multis. Weshalb unterwegs andere am Geschäft teilhaben lassen und gar die Macht verlieren? Nicht mehr und nicht weniger. Ebenso ergeht es den Lieferanten der Waren. Je ungebildeter, desto besser für die Vermittlerkaste. Hier kommen die landwirtschaftlichen Erzeuger der dritten Welt ins Spiel. Ein internationaler Kaffeetag lässt sich da gut feiern, wenn man alle Trümpfe in der Hand hält, oder?

Bauern, die am Fair Trade Geschäft teilhaben, stehen nach zehn Jahren schlechter da

Langzeitstudien zeigen dieses Ergebnis: Kleinbauern und Fair Trade Industrie passen nicht zusammen. Sie stehen nach zehn Jahren schlechter da als ihre konventionell arbeitenden Kollegen. Weshalb sterben in manchen Regionen der Welt Bauern, die zertifiziert sind, weil ihre Kollegen auf anderen Kontinenten Überschüsse an fair gehandeltem Kaffee in den Markt werfen? Die Antwort auf beide Fragen; Nicht zuletzt, weil ihnen das Verständnis für eine sachgerechte Handlungsweise in der Vermarktung ihrer Erzeugnisse fehlt.

Statt internationaler Kaffeetag: Wertschöpfungskette in unser aller Hände ohne Zwischenhandel

Aktiv werden bedeutet also schlicht, aber ergreifend eines: eine Wertschöpfungskette zum Nutzen aller bilden, die produzieren und konsumieren. Für uns als Konsumenten bedeutet das zu den Eigentümern unserer Waren werden durch eigenes finanzielles Engagement, um so zu einer vernünftigen Risikobewertung zu gelangen. Ade, internationaler Kaffeetag! Hallo Eigentümerkonsumenten!

Es ist ein ganz schönes Stück Arbeit, aber nicht unmöglich den Kaffeehandel wieder auf den Boden zu stellen. Pamoja – ein Begriff aus Ostafrika – ist dabei ein wichtiges Leitmotif (sic): Pamoja bedeutet Gemeinsam handeln.

Erster Pamoja Schritt: Gemeinsam aufräumen und bei Null anfangen


Wer Platz für Neues schaffen will, muss zunächst aufräumen. Das ist im Gestrüpp von Fair Trade und Biolabeln mit allen ihren Zertifikaten und Merchandisingprodukten nicht anders. Bevor wir nun in eine Kategorisierung von „sehr gut“ bis „sehr schlecht“ einstimmen, lieber die Fenster auf, frische Luft rein und alle Labels und Ideologien raus aus unseren Köpfen!

So sieht aus unserer Sicht ein internationaler Kaffeetag aus: Ärmel hoch und losarbeiten.

Ohne Gutm**

Warum gibt es überhaupt Gutm**? Vor allem, weil es die Psychologie gibt. Gutm** wollen einfach am liebsten nur gute Sachen machen. Dabei fehlt es ihnen aber sehr häufig an Kompetenz. Beispielsweise kennen sie die Erzeuger der Waren nicht, die sie einkaufen. Diese Ignoranz kompensieren sie mit dem tieferen Griff in den prall gefüllten Geldbeutel. Altruismus oder einfach nur „Warm-glow Effekt“ wie das die Psychologen nennen? Egal.

Und genau an dieser Stelle kommen die schlauen Manager der Fair Trade Industrie ins Spiel. Sie bieten sich an, diese Wissenslücke mit schönen Prospekten zu füllen. Mehr noch. Sie handeln für uns. Leider nach Spielregeln, die wir nicht kennen. Das Resultat: keine messbaren Ergebnisse nach mehr als einem Vierteljahrhundert. Das wiederum ist erklärbar, denn es gibt gar keine Aufzeichnungen zu den Auswirkungen des fairen Handels, etwa bei den Kleinbauern.

Wem es jedoch mehr um die erlebbaren Effekte des Warm-glow geht, wie der Anhäufung sozialen Kapitals, hohem Ansehen bei Freunden, Kollegen und Untergebenen, muss hier zurück in den Labelwald und Nebelkerzen anzünden.

**=enschen. Man darf es nur nicht ausschreiben, deshalb Sternchen, Sternchen

Handeln

Es ist immer die richtige Zeit bestehende Systeme zu reformieren. Das derzeitige System im Kaffeehandel ist zu teuer und bedarf grundsätzlicher Erneuerung zum Wohle der erzeugenden Kleinbauern und zum Nutzen für uns alle als Konsumenten. Ersatzlos müssen aus diesem Grund in der Wertschöpfungskette diejenigen Faktoren gestrichen werden, die die Kosten erhöhen und gleichzeitig keinen zusätzlichen Nutzen für die Zielgruppen – wir und die Erzeuger – generieren.

Somit ist es Zeit sich von Organisationen zu trennen, die vorgeblich fairen Handel und Lebensmittelsicherheit garantieren. Beispielsweise hatten Fair Trade Organisationen mehr als ein Vierteljahrhundert Zeit Nachweise der Zielerreichung zu erbringen. Das Gegenteil ist eingetreten. Die Ärmsten der Armen konnten ihre Situation nicht verbessern. Ihre Zahl ist gestiegen und ihre Situation hat sich sein 25 Jahren stetig verschlechtert. Was davon wurde aktiv an uns kommuniziert?

Die Kosten laufen aus dem Ruder bei den Organisationen, die selbst keine Aussagen machen können. Eine kritische Selbstüberwachung mit Kostenkontrolle zur Steigerung der Effizienz ist nicht möglich. Das hat einen einfachen Grund: es existieren keine Aufzeichnungen.

Während sich die Kosten für die Bauern in diesem Zeitraum verdreifacht und vervierfacht haben, passierte auf deren Einkommensseite in dieser langen Zeit fast nichts oder hat sich verschlechtert.

Wir

Studien zeigen, dass von extra vereinnahmten Geldern wie etwa ein „fairer“ Aufschlag auf eine Tasse Kaffee kaum etwas weiter gereicht wird.

DER NICHT GANZ SO FAIRE EINZELHANDEL

In Zahlen: 98% verbleiben in den Taschen der Anbieter, lediglich 2% erreichen ihr Ziel. Das bedeutet bei einem angenommenen „fairen“ Aufschlag auf eine Tasse Kaffee von 10 Cent, dass 0,2 Cent an ein Projekt oder Kaffeebauern weiter gereicht werden, während 9,8 Cent davon in die eigenen Taschen wandern. Ganz klar: Eine Abart des Warm-glow Effekts.

KORRUPTION

Ich möchte es ganz allgemein formulieren: Ein System, das als Vermittler zwischen zwei schwachen Parteien auftritt, keine verwertbaren Zahlen oder Statistiken liefert, stets steigende Kosten für Verwaltung und Prüfungen vorsieht und sich auch nicht auf konkrete Zusagen festlegen lässt, ist in gewisser Weise ein ideales System: Ideal nämlich der Korruption anheim zu fallen.

DIREKTEST HANDELN VERBINDET

Nur eine Wertschöpfung ohne Zwischenhandel ist in der Lage eine starke, belastbare und dauerhaft stabile Handelsbeziehung zwischen den Kleinbauern und uns allen – den Konsumenten – herzustellen. Diese Wertschöpfungskette ohne Zwischenhandel ist es, die beste Preise für die Verbraucher garantiert und zugleich den Bauern einen angemessenen Lohn für ihre Arbeit gibt.

Eigentümerkonsumenten und Pamoja Gemein.gut Kaffee gemeinsam haben dieses Ziel.

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